Das Projekt
Die historischen Parkanlagen im Mecklenburger ParkLand sind ein von unseren Vorfahren angelegtes lebendiges und aufeinander abgestimmtes Ökosystem, deren Strukturen gestärkt und innovativ weiterentwickelt werden müssen, um als Kulturerbe im Klimawandel nicht weiter zerstört zu werden.
In fünf ausgewählten Gutsparks wollen wir exemplarisch Maßnahmen zur Entwicklung klimaangepasster Erholungsräume planen und umsetzen. Dazu zählen der Erhalt und die Gestaltung von klimaangepassten Grünstrukturen in wieder intak- ten Wassersystemen. Wir werden ein kooperatives Pflegekonzept für alle beteiligten Gutsparks entwickeln, um effizient in geschlossenen Öko-Kreisläufen die Parkanlagen erhalten zu können. Ein vielfältiges und barrierefreies Besucherleitsystem führt durch die Parks, gibt Auskunft zu allen Klimaanpassungsmaßnahmen und deren Wirkungen zur CO2-Bindung.
Das Projekt wird durch die Mecklenburger ParkLand Stiftung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Walkendorf umgesetzt.
Wir konzentrieren uns im Projektverlauf auf Maßnahmen und Innovationen, die helfen, mit den Auswirkungen des Klimawandels bestmöglich umzugehen und werden dabei auf Nachhaltigkeit größten Wert legen.
Unsere historischen Parkanlagen sind Naturbestandteile, die durch gezielte Förderung Kohlenstoffdioxid aufnehmen und binden können. Klimaschutzmaßnahmen dieser Art mindern die Luftverschmutzung und haben weitere positive Nebeneffekte für Umwelt und Gesundheit. Besonders durch den Klimawandel bedrohte Arten finden in unseren Parks ein Zuhause, wie z.B. Rotbauchunke, Blauer Moorfrosch, Grün-und Schwarzspecht und viele Insektenarten.
Die Gestaltung der historischen Parkanlagen und ihre Jahrhunderte währende Bewahrung umfassen kulturelle und ökologische, wie auch ökonomische und soziale Wirkzusammenhänge. Aktuell und künftig sollen sie bei uns zu einem neuen, nachhaltigen Verständnis der Menschen zur Natur beitragen.
Unsere historischen Parkanlagen sind anerkannte Kulturdenkmale. Sie sind seit jeher nicht nur der Tradition verpflichtete Gesamtkunstwerke, sondern auch Experimentierfelder zum Beispiel für neue Pflanzenarten und gärtnerische Techniken. Angesichts der Konfrontation mit dem Klimawandel erlangen unsere Parkanlagen eine Schlüsselrolle in der Erforschung, Erprobung und Vermittlung komplexer Umgestaltungs- und Anpassungsstrategien. Nachhaltigkeit und Klimaresilienz gehören somit inzwischen zu wichtigen denkmalpflegerischen Zielen.
Unsere historischen Parkanlagen geraten als wertvolles Kulturgut in diesen Tagen in Gefahr. Sie sind ein schützender Ort mit ihren Wassergräben, -läufen und Teichen, Schatten spendenden Bäumen und wärmespeichernden Mauern. Sie gestalten ein lokales Mikroklima.
Mit dem Klimawandel erleben wir Spätfröste nach milden Wintern: Vitalitätsverlust des Parkgrüns, Schädlingsbefall, komplexe Krankheitsbilder.
Rasenflächen sind, verbrannt von der Sonne, die Klimaverlierer. Sie müssen umgewandelt werden in Wiesen. Tiefwurzelnde Rosen haben bei richtiger Standortwahl kaum Probleme mit der Klimaerwärmung.
Die landschaftsprägenden Gehölze werden zunehmend Opfer des Klimawandels. Alt- und Solitärbäume fallen den Stürmen und Orkanen zum Opfer, Starkregen weicht den Boden auf, Grundwasserabsenkungen, heiße Sommer, Dürrejahre sorgen im Parkgrün für Klimastress: Baumkronen sterben ab, Großbäume sind durch die Verdunstung über die mächtigen Kronen besonders betroffen, Astabbrüche sorgen für eine höhere Pflegeintensität, Puffersysteme wie die Bodenfeuchte sind erschöpft.
Eine Rückkehr zu einem „Normalzustand“ wird es angesichts des fortschreitenden Klimawandels nicht geben.
Unsere Antwort auf die Klimaerwärmung ist weit mehr als die Verwendung hitze- und trockenheitsresistenter Pflanzen. Aspekte wie der Erlebniswert von Parkanlagen sowie neue Pflegemethoden, die Verwendung von Klimabäumen aus dem Bestand oder aus wärmeren Regionen, aber auch das ökologische Zusammenarbeiten mit der Natur sind wichtige Elemente und Lösungen, wie wir den Herausforderungen begegnen können.
Reduzierung von CO2-Emissionen und Förderung der Artenvielfalt
Die Sicherung des Altbaumbestandes in den Parkanlagen ist eine wichtige Maßnahme,in diesem Projekt. Eine 80jährige Buche bindet eine Tonne CO2, das heißt 12,5 Kilogramm pro Jahr. Alle Parks verfügen über einen hohen Altbaumbestand, der sehr viel mehr CO2 bindet, als Neupflanzungen. Aber auch die Neupflanzungen sind ein wichtiges Anliegen in dem Projekt, um langfristig unsere Parks, die wie Oasen in der ausgeräumten Kulturlandschaft wirken, als CO2-Speicher zu erhalten. Bei den Neupflanzungen legen wir Wert auf die Artenwahl, da z.B. eine Buche mehr CO2 in ihrem Leben bindet, als z.B. ein Nadelbaum.
Auch durch die Anpflanzung von Hecken kann viel CO2 gebunden werden. Durch eine Auswertung bestehender Daten durch das Thünen-Institut für Agrarklimaschutz in Braunschweig, konnte eine erste Abschätzung zur CO2 Speicherung durch Hecken ermittelt werden. Durch die Neuanlage von Hecken lassen sich hiernach im Mittel etwa 385 t CO2 pro ha speichern, 80% in der Biomasse oberirdisch und unterirdisch als Wurzeln und 20% als Humus im Boden. Eine 5 Meter breite neue Hecke mit 100 m Länge hätte dann eine Sequestrierungsleistung von etwa 19 t CO2 (20 Jahre) (Quelle: Drexler, Sophie; Gensior, Andreas; Don, Axel (2020): Carbon sequestration in hedgerow biomass and soil in the temperate climate zone. Manuscript submitted for publication to Regional Environmental Change).
Die Neuanlage von Hecken in den Parks, als verbindendes Element hinein in die Landschaft, bietet sich hier an.
Unser Boden ist der zweitgrößte Kohlenstoffspeicher der Erde. Im Bauerngarten Dalwitz wollen wir durch traditionelle gärtnerische Bodennutzung und Kompostwirtschaft den Humusaufbau fördern. Dabei verzichten wir auf torfhaltige Substrate. Das ist aktiver Moorschutz und dient der Bewahrung ihrer riesigen Kohlenstoffspeicher.
Durch die Entsiegelung einer 1000 m2 großen Fläche in Lühburg kann der Boden wieder Wasser verdunsten und im Sommer zur Kühlung der Luft beitragen. Das Wasser kann versickern und die Bodenfauna kann sich wieder erholen. Naturnahe Grünflächen / Wiesen bieten Lebensräume, speichern Wasser und klimaschädliches CO2 und kühlen ihre Umgebung.
Für den Artenvielfalt steht die Erhaltung naturnaher Gewässer im Vordergrund, die zahlreichen gewässertypischen Tier- und Pflanzenarten Rückzugs- und Lebensraum bieten. Zahlreiche bedrohte Arten, wie z.B. Rotbauchunke, Moorfrosch, Knoblauchkröte und Fischotter sind in unseres Parks zu finden. Auch der Schrei- und der Seeadler nisten am Rande unserer Parks (Dalwitz, Lühburg). In allen Parks sind seltene Arten (rote Liste) zu Hause, wie z.B. Grün- und Schwarzspecht, Eisvogel, Waldkauz und Rotmilan.
Besonders beispielhaft an diesem Projekt ist die weitsichtige, visionäre Arbeit unseres Landschaftspflegeverbandes und der Stiftung. Da wir bereits 2008 ein Integriertes, Regionales Entwicklungskonzept (IREK) erarbeiten ließen, in dem u.a. Denkmalpflegerische Zielstellungen für 10 Gutsparks in der Region erarbeitet wurden, sind wir in der Lage diesen Antrag mit konkreten Maßnahmen zu stellen. Dieses Projekt ermöglicht es uns die Planungen und Ideen von 2008 umzusetzen. Den Klimawandel nehmen wir seit langem bewusst war, wir sehen es an unseren Wäldern, in den Parks und der Kulturlandschaft.
Das Mecklenburger ParkLand, organisiert in Vereinsstrukturen, ist ein Netzwerk aus Unternehmen und Gemeinden mit hoher Entscheidungskraft und guter Umsetzungsdynamik durch kurze Entscheidungswege.
Unter der Dachmarke „Mecklenburger ParkLand“ gründete unser Landschaftspflegeverband die gemeinnützige Stiftung, die über eigene Flächen verfügt, und einen Tourismusverein „Park-Land-Sterne“, der das touristische Netzwerk leitet, Marketingpläne erstellt und touristische Projekte umsetzt. Der Name „Mecklenburger ParkLand“ steht heute für eine erfolgreiche Tourismusdestination und ist Dachmarke für zahlreiche Projekte in der Landschaftspflege und im ländlichen Raum. In der Raumentwicklungsplanung schaffte das ParkLand den Sprung vom „Niemandsland“ in die Einstufung als Tourismusentwicklungsregion. Zwei Autobahnschilder an der A19 und der A20 heißen die Gäste willkommen und weisen den Weg ins ParkLand.
Die Stiftung Mecklenburger ParkLand ist Eigentümer und bundesweit anerkannter Landschaftspfleger von zwei Kulturandschaftsgebieten mit dem Status NNE Nationales Naturerbe: Rensower See und Lühburger Graben.
Nachhaltiges Wirtschaften in geschlossenen Kreisläufen erhält die Kulturlandschaft, erhöht die Attraktivität des ländlichen Siedlungsraumes und schafft Arbeitsplätze!
Unser Projekt zeigt durch die verschiedenen Maßnahmen, wie das Haushalten mit Wasser, der sorgsame Umgang mit bedrohten Baumarten, sowie das Testen von klimaangepassten Gehölzen einen probaten Weg auch für andere Parks, um sich dem Klimawandel anzupassen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Stiftung und Kommune zur Entwicklung eines Pflegekonzeptes ist beispielhaft.
Im Mecklenburger ParkLand findet sich gärtnerisch geschaffene oder überformte Natur auf allen Maßstabsebenen, vom kleinsten Hausgarten bis zum großflächigen Landschaftspark. Die absichtliche Gestaltung ist der gemeinsame Nenner dieser vorhandenen Parkformen, die im Einzelnen der jeweiligen Anlage aber auch stark variieren. Häufig sind auch Einzelbäume und Grünlandflächen aus der landwirtschaftlichen Kulturlandschaft zu finden, die in Parkbereiche integriert wur- den.
Die gärtnerische Nutzung der vorhandenen Bestände ermöglicht durch Standortverbesserungen, Neuanlagen bestimmter Teilbereiche (z.B. Spalierobstwand) und das Einbringen zahlreicher Zierpflanzen die Sicherung und Weiterentwicklung der Bestände. Manche alten Zierpflanzen vermehren sich und können so über Jahre als sog. Zeiger alter Gartenkultur in den Anlagen überdauern. Insofern entstanden hier parkspezifische Lebensgemeinschaften, in Parkwäldern ebenso wie in Rasen und Wiesen (Magerrasen auf Trockenstandorten). Auch hochgradig gefährdete, wenig mobile Insekten, die als Urwaldzeiger auf alte und langsam absterbende Bäume angewiesen sind (Beispiel Eremit, Heldbock) sind im Mecklenburger ParkLand nachweisbar, da alte Bäume im Bestand gesichert sind. Insofern sind viele Teilbereiche der vorhandenen Parkanlagen Hotspots der biologischen Vielfalt und oft nicht nur als Gartendenkmal, sondern auch ökologisch wertvoll.